



Gut 10 Jahre hat mich das Thema nicht losgelassen: Inkarnation. Gott wird Mensch.
Fassungslos hinterließ mich ein Gedicht von Kurt Marti: Ich wurde nicht gefragt bei meiner Geburt…
Die darin ausgesprochene Frei-willigkeit ZUM Menschsein konnte ich nicht fassen. Nicht begreifen.
Gut 10 Jahre habe ich skizziert, verworfen, neu begonnen:
von der Herbergssuche an, die Figuren der Herbergsverweigerung. Der Typ des selbstzufriedenen Wirtes, die hämische Magd, das erschöpfte Paar, die traurige junge Schwangere. Bis zum Punkt der Eröffnungswehen: Die Geburt beginnt und die Beiden sind allein. Auf sich gestellt. In kargsten Verhältnissen; in einem Stall. Sich zu den Tieren aufs Stroh legen. Dieses: Miteinander das Kind auf die Welt- bringen.
Dann entstanden binnen drei Wochen die 4 Bilder aus Körperabdrucken. Angelus Silesius´ Worte: “Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in Dir“ – habe ich umgesetzt, indem ich mich dieses Themas, das mir so „unter die Haut“ ging, über die Haut wieder entledigte, entäußerte. Körper-Sprache.
Ich begrenzte die Geschichte auf den reinen Geburtsvorgang:
Die Eröffnungswehen.
Die Austreibungsphase.
Der Durchtritt des Kopfes.
Erschöpfung.
Ich bestrich meinen Körper Teil für Teil mit Farbe und druckte auf Makulaturpapier ab. Stellte mit „meinen“ Abdrucken auch den Mann dar. Die Abdrucke für das Kind gewann ich von einer Puppe meiner Tochter. Dann formte ich aus diesen Papier-decoupés meine Figuren:
die wie ein Tier auf allen Vieren, ihren Schmerz wegschreiende junge Frau
der am Rande, ratlose Mann.
Der Moment des: Beine-in-die Hand-nehmens, wo die Presswehen einsetzen, mit Hilfestellung.
Die Krisis, in der der Kindeskopf zutage tritt. Das Gehalten-sein und das Loslassen. Das Staunen über das Wunder.